Im Licht des Südens

Im Licht des Südens

Landschaftsmalerei vor 200 Jahren

Mit der ersten dem Landschaftsmaler Joseph Rebell (1787 – 1828) gewidmeten Einzelausstellung bringt das Belvedere Museum einen der bedeutenden Landschaftsmaler zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Erinnerung und vermittelt uns anhand von 83 Werken aus seinen verschiedenen Schaffensphasen, wie Natur zu dieser Zeit gesehen und durch Bilder vermittelt wurde.

Joseph Rebell, Selbstbildnis, undatiert. c Belvedere Wien

Es ist eine Sicht der Natur, die maßgeblich von dem im 18. Jahrhundert, in der Zeit des Barock, wirkenden Landschaftsmaler Claude Lorrain beeinflusst wurde. Claude Lorrain (1600-1682), der vor allem in Rom wirkte, hat nicht nur zur Entwicklung einer eigenständigen Landschaftsmalerei beigetragen, er hat auch die Vorstellung von idealen Landschaften so weit beeinflusst, dass seine romantischen Ideallandschaften Vorbilder für die Gestaltung von Landschaftsgärten im 19. Jahrhundert wurden. Beispiele seiner Werke finden Sie unter https://www.wikiart.org/de/claude-lorrain .

Joseph Rebell wurde 1887 in Wien geboren und besuchte die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er Architektur und Landschaftszeichnung studierte und zudem privaten Malunterricht bei dem Landschaftsmaler Michael Wutky nahm. Bereits 1809 fertigte er während der Zeit der napoleonischen Kriege Zeichnungen von französischen Soldaten in der Lobau in Wien an, die er ein Jahr später in Mailand als Ölgemälde umsetzen wird. Denn 1810 bis 1812 zeichnet er bereits an den oberitalienischen Seen, und zwar sowohl im Auftrag des Wiener Verlegers Artaria als auch des Vizekönigs von Italien. Bilder vom Comer See, dem Luganer See und dem Lago Maggiore zeigen das Werk dieser Zeit.

Joseph Rebell, Isola Bella am Lago Maggiore, 1812. c Museum Ortner, Wien

Bereits 1812 kam er nach Rom und ließ sich dann in Neapel nieder. Neapel war damals nach London u d Paris die drittgrößte Stadt Europas und bot ihm die notwendigen Möglichkeiten, als Maler zu wirken und von seiner Kunst zu leben. Er war auf dem Kunstmarkt und in der Gesellschaft äußerst gut vernetzt, arbeitete für die Königin von Neapel und für reisende Aristokraten. 1817 bis 1824 lebte und arbeitete er in Rom. Da seine Werke beim kunstinteressierte Publikum in ganz Europa stark nachgefragt wurden, erlangte er bald große Bekanntheit und erhielt zahlreiche Aufträge. Im Jahr 1819 kam es zu einem Zusammentreffen mit Kaiser Franz I., als dieser in Rom weilte, der ihn mit vier großformatigen Ansichten der Gegend um Neapel beauftragte, die sich heute im Belvedere befinden.

Die Bedeutung Joseph Rebells als Landschaftsmaler beruht auf der Wiedergabe der Lichtstimmungen in seinen Landschaftsbildern, die in der Malerei neu war. Er malte mit größter Könnerschaft Tageslicht, Sonnenuntergänge, Sonneneinstrahlungen, Mondlicht. Zum Teil malte er vor der Natur; machte vor Ort Zeichnungen, die er dann im Atelier umsetzte. Joseph Rebell ist einer der ersten Realisten in der Landschaftsmalerei, trotzdem sollte bei der Betrachtung seiner Werke dem Umstand Beachtung geschenkt werden, dass auch seine Landschaftsdarstellungen von einem Künstler gestaltete Kompositionen sind.

Joseph Rebell. Seesturm am Fuße des Kapuzinerklosters bei Amalfi,1813. c Museo dell´Ottocento. Fondazione Di Persio-Pallotta, Pescara.

Anhand eines Bildes der Ansicht von Neapel “Blick auf Neapel vom Capodimonte” aus dem Jahr 1818, von dem auch die Entwürfe erhalten sind, ist seine Vorgangsweise erkennbar: Bereits 1815 hatte eine farbige Stadtansicht von Neapel gemalt, gegen 1818 malte er eine Ansicht mit eine Brücke im Vordergrund; beide Ansichten hat er in seinem Gemälde vereint. “In der farbigen Skizze legt Rebell das Zentrum der Komposition fest, indem er die Dächer und Kuppeln in der Talsenke charakterisiert. In der feinen Zeichnung gestaltet er Details wie Büsche, Brücke und Figuren, Im Ölgemälde fügt Rebell schließlich diese beiden separat vorbereiteten Bildebenen zu einer ausgewogenen Komposition zusammen und taucht die Landschaft in eine warmen südliches Licht” (Erläuterungstext in der Ausstellung).

Neben seiner Bedeutung als Landschaftsmaler, der Lichtstimmungen wie kein anderer wiedergeben konnte, ist auch die Darstellung der Menschen in seinen Bildern eine nähere Betrachtung wert. Er hat Menschen, wie vielfach zu dieser Zeit üblich, keineswegs nur als Staffage gesehen, die in Bildern als Blickfang eingefügt wurden. Seine Darstellung des alltäglichen Lebens und der arbeitenden Menschen sollte die Glaubwürdigkeit seiner Bilder unterstreichen. In vielen Studien hat er dafür die Kleidung und Tätigkeiten der Menschen studiert und gezeichnet. In der Ausstellung sind Zeichnungen von Fischern bei ihrer Arbeit zu sehen, die ihre Kleidung und ihre Bewegungsabläufe detailgetreu wiedergeben; ausgewählte Figuren finden sich dann in der Komposition seiner Ölgemälde wieder.

Joseph Rebell. Küste von Capri bei Sonnenuntergang.1817. Bayerische-Staatsgemäldesammlungen München-Sammlung-Schack.

Nachdem er von Kaiser Franz I. zum Direktor der Kaiserlichen Gemäldegalerie bestellt wurde, kehrte Rebell 1924 nach Wien zurück und ließ das damalige Sommerschloss Belvedere zu einem modernen Museum umbauen, veränderte die Ausstellungsgestaltung, gründete eine Abteilung für Restaurierung und erweiterte die Einteilung der Werke in italienische, niederländische und deutsche Schule um eine “Moderne Schule” für die Präsentation der damals zeitgenössischen Kunst. Zudem leitete er die Schule für Landschaftsmalerei an der Akademie für bildende Kunst und malte in kaiserlichem Auftrag Schlossansichten entlang der Donau. Bei einer Reise nach Dresden ist Joseph Rebell 1828 gestorben.

Mit seiner Darstellung von Lichtstimmungen und Menschen hatte er wesentlichen Einfluss auf die Malerei in Italien und in Österreich. Joseph Rebell gilt als einer der Begründer einer realistischen Landschaftsdarstellung in Österreich, der durch das Vorbild seiner Bilder und seinen Einsatz als Leiter der Landschaftsmalereischule für das Arbeiten vor der Natur einen nachhaltigen Einfluss auf die österreichische Landschaftsmalerei der 1830er Jahre hatte.

Die Ausstellung Joseph Rebell. Im Licht des Südens ist noch bis 13. November 2022 zu sehen!

Adresse: Unteres Belvedere, Rennweg 6A, 1030 Wien http://www.belvedere.at

Öffnungszeiten: Montag – Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr

Katalog: Joseph Rebell. Im Licht des Südens. Hg.Stella Rollig, Sabine Grabner. Verlag der Buchhandlung Walter und Franz König. 2022

Kurzfilme: Die Kuratorin der Ausstellung, Sabine Grabner, gibt in fünf Kurzfilmen einen Einblick in die Ausstellung:

Ein Maler bringt das Licht auf die Leinwand (3:23 min) https://www.youtube.com/watch?v=pPL4TC9UVLU

Ein moderner Erneuerer (1:44 min) https://www.youtube.com/watch?v=WNHzbXyGOas

Eine künstlerische Entwicklung (2:17 min) https://www.youtube.com/watch?v=lMkvwMGQcFU

Dramatik eines wilden Elements (4:10 min) https://www.youtube.com/watch?v=myCu4ElsUgc

Faszinierendes Licht (1:29 min) https://www.youtube.com/watch?v=QhGNgy4LmvA

Ebenfalls noch bis 4. September 2022 zu sehen ist die Ausstellung “Viva Venezia! Die Erfindung Venedigs im 19. Jahrhundert” im Unteren Belvedere.

Mehr Informationen dazu finden Sie unter:

Viva Venezia. Der Mythos Venedig https://www.diespurensucherin.at/mythos-venedig/

Viva Venezia II https://www.diespurensucherin.at/viva-venezia-kurzfilme/

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