Stefan Zweig

Stefan Zweig

Weltautor und Weltbürger

Das Literaturmuseum Wien stellt in Zusammenarbeit mit dem Stefan Zweig Zentrum Salzburg in der Ausstellung “Stefan Zweig. Weltautor” Leben und Werk dieses weltbekannten Autors vor. Die Ausstellung zeigt den Autor, seine weltweite Vernetzung, seine Reisen, seine politischen Ideen des Pazifismus und eines vereinten Europas und die Wirkungen seines Werks bis in die heutige Zeit.

Plakat zur Ausstellung © Österreichische Nationalbibliothek

Stefan Zweig war einer der bekanntesten und meistgelesen Autoren seiner Zeit; er schrieb Gedichte, Erzählungen, Romane, literarische Biographien, Theaterstücke, Reiseberichte und Feuilletons und Übersetzer der Werke u.a. des französischen Schriftstellers Charles Beaudelaire und des Lyrikers Paul Verlaine.

Seine bekanntesten Werke sind wahrscheinlich die 1927 unter dem Titel “Sternstunden der Menschheit” erschienene Sammlung historischer Begebenheiten und die 1942 entstandene und mehrfach verfilmte Schachnovelle. Für die Oper “Die schweigsame Frau” von Richard Strauss schrieb er das Libretto; die Oper musste allerdings nach der Uraufführung 1933 in Dresden wegen des “jüdischen Librettisten” vom Spielplan abgesetzt werden. Seine Erinnerungen an “Die Welt von Gestern”, die er im Exil in Brasilien verfasste und die erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden, umfassen die Zeitspanne von seiner Jugend in der Habsburgermonarchie im ausgehenden 19. Jahrhundert, über den 1. Weltkrieg, die Zwischenkriegszeit bis zum Beginn des 2. Weltkriegs und beschreiben nach seinen eigenen Worten das Schicksal einer ganzen Generation.

Schreibmaschinenzubehör Stefan Zweigs © Literaturarchiv Salzburg

Stefan Zweig wurde 1881 in Wien in eine gutbürgerliche Familie geboren. Sein Vater besaß eine gutgehende Textilfabrik in Wien, sodass er in seiner Jugend keine finanziellen Probleme hatte. Er besuchte das Gymnasium in der Wasagasse im 9. Wiener Gemeindebezirk, wo er maturierte. Danach begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Philosophie, das er 1904 mit einem Doktorat abschloss. Bereits während seines Studiums hatte er begonnen, Gedichte zu verfassen und Beiträge für die Neue Freie Presse zu schreiben, und setzte seine schriftstellerische Tätigkeit nach Abschluss des Studiums fort.

Schon in seiner Jugend unternahm er Reisen nach Deutschland, Italien und Frankreich. Nach Abschuss eines Studiums folgten 1908/09 Reisen nach Indien und Ceylon (das heutige Sri Lanka), und im Jahr 1910 seine erste Reise in die USA, nach Kanada, Kuba und Puerto Rico.

Im 1. Weltkrieg, den er, bevor er durch die Kriegsgeschehnisse zum überzeugten Pazifisten wurde, zuerst begrüßt hatte, arbeitete er an der galizischen Front für das Kriegsarchiv. Nachdem er 1917 für eine Vortragsreise in die Schweiz beurlaubt wurde, blieb er letztlich bis 1919 in Zürich und kehrte 1919 nach Österreich zurück. 1920 heiratete er seine Lebensgefährtin Friderike von Winternitz. Schon 1917 hatte er ein Haus auf dem Kapuzinerberg in Salzburg, das sog. Paschinger Schlössl gekauft, in dem er von 1919 bis 1934 leben und arbeiten sollte.

Mönchsberg, Salzburg. fietzfotos pixabay

Die Zeit in Salzburg war sowohl von einer großen Produktivität als auch von einer zunehmenden Bekanntheit des Autors geprägt. Die in Salzburg entstandenen Novellen und Biographien begründeten seinen Weltruhm. Er war einer der bekanntesten Autoren seiner Zeit, seine Werke wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt und um 1930 war er der meistübersetzte deutschsprachige Autor. 1928 war eine Gesamtausgabe seiner Werke in der Sowjetunion erschienen; aber auch in China wurden seine Werke gelesen. Die Vielzahl an Veröffentlichungen und seine umfangreiche Vortragstätigkeit in Europa, Nord- und Südamerika ermöglichten den Aufbau eines weltweiten Netzwerks mit Verlagen, Lektoren und Schriftstellerkollegen. Sein kaufmännisches Geschick machte ihn auch zum einem der kommerziell erfolgreichsten Autoren seiner Zeit.

Bereits nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 änderte sich die Situation, da seine deutschsprachigen Werke wegen seiner jüdischen Herkunft im Deutschen Reich nicht mehr erscheinen durften. Sie mussten ab 1933 in Wien und nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich in Schweden erscheinen. Schon 1933 gehörten Stefan Zweigs Werke zu jenen, die im Zuge der von den Nationalsozialisten durchgeführten Bücherverbrennungen der Kleingeistigkeit und den Flammen zum Opfer fielen; dies sollte sich 1938 bei der Bücherverbrennung am Residenzplatz in Salzburg wiederholen. Damals war Stefan Zweig schon nicht mehr in Österreich.

Als nach dem Februaraufstand der Sozialdemokraten gegen den austrofaschistischen Ständestaat aufgrund einer Denunziation eine Hausdurchsuchung bei Stefan Zweig durchgeführt wurde, emigrierte er zwei Tage später nach London. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau im Jahr 1938 in London heiratete er 1939 Charlotte Altmann, die bereits seit 1934 seine Sekretärin gewesen war. Zu Beginn des 2. Weltkriegs nahm er die britische Staatsbürgerschaft an und zog von London nach Bath. Sowohl aus Angst vor den Nationalsozialisten als auch davor, von den Briten als “feindlicher Ausländer” eingestuft und interniert zu werden, ging er mit seiner Frau nach New York, Argentinien, Paraguay und dann nach Brasilien, da er für dieses Land ein Dauervisum besaß. In Brasilien ließ er sich in Petropolis in der Nähe von Rio de Janeiro nieder. Dort verfasst er auch seine Erinnerungen “Die Welt von Gestern”.

Ansichtskarte von Stefan Zweig an seinen Londoner Verleger Desmond Flower von der Überfahrt nach New York © Österreichische Nationalbibliothek / Sammlung von Handschriften und alten Drucken

In seinem Vorwort zu “Die Welt von Gestern schreibt er: “Sie haben mir dreimal Haus und Existenz umgeworfen, mich von jedem Einstigen und Vergangenen gelöst und mit ihrer dramatischen Vehemenz ins Leere geschleudert, in das mir schon wohlbekannte ‘Ich weiß nicht wohin’…..Mein literarisches Werk ist in der Sprache, in der ich es geschrieben, zu Asche gebrannt worden, in eben demselben Lande, wo meine Bücher Millionen Leser sich zu Freunden gemacht. So gehör ich nirgends mehr hin, überall Fremder und bestenfalls Gast; auch die eigentliche Heimat, die mein Herz sich erwählt, Europa, ist mir verloren, seit es sich zum zweitenmal selbstmörderisch zerfleischt im Bruderkriege.”

“Aus freiem Willen und mit klaren Sinnen”, wie er in seinem Abschiedsbrief schreibt, scheidet er gemeinsam mit seiner Frau im Februar 1942 aus dem Leben.

Sein Nachlass befindet sich an vielen verschiedenen Orten der Welt, die größte europäische Sammlung von Materialien aus dem Nachlass Stefan Zweigs befindet sich im Literaturarchiv Salzburg. Das 2008 gegründete Stefan Zweig Zentrum Salzburg, ein Forschungsinstitut der Universität Salzburg, widmet sich der kontinuierlichen wissenschaftlichen Aufarbeitung von Leben und Werk von Stefan Zweig.

Link:

Film zur Ausstellung: Stefan Zweig. Weltautor: mit einer interessanten Einführung in die Ausstellung und einer Lesung von ausgewählten Werken Stefan Zweigs von Maria Happel (Dauer: 18 min) https://www.onb.ac.at/museen/literaturmuseum/sonderausstellungen/stefan-zweig-weltautor

Adresse:

Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Johannesgasse 6, 1010 Wien

Buch zur Ausstellung: Zur Ausstellung “Stefan Zweig. Weltautor” ist ein Begleitband erschienen: Bernhard Fetz, Arnhilt Inguglia-Höfle, Arturo Larcati (Hg.), Stefan Zweig. Weltautor. Paul Zsolnay Verlag, 2021

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