True Lies

True Lies

Xenia Hausner – eine Retrospektive

Mit der Ausstellung “True Lies” widmet die Albertina Xenia Hausner zu ihrem 70. Geburtstag eine umfassende Retrospektive. In dieser Ausstellung wird das Schaffen einer der wichtigsten österreichischen Malerinnen unserer Zeit anhand von 42 Werken von den 1990er Jahren bis 2019 gezeigt.

Xenia Hausner wurde 1951 in einer österreichischen Künstlerfamilie geboren. Sie studierte Bühnenbild an der Akademie der bildenden Künste in Wien und an der Royal Academy of Dramatic Art in London. Von 1977 bis 1992 war sie eine international erfolgreiche und eine der gefragtesten Bühnenbildnerinnen für Theater- und Opernproduktionen, und arbeitete u.a. für das Burgtheater, die Salzburger Festspiele, das Royal Opera House Covent Garden London und das Theâtre Royal de la Monnaie Brüssel. Seit 1992 arbeitet die in Berlin und Wien lebende Künstlerin als Malerin.

Der Ausstellungstitel “True Lies” (wahre Lügen) verweist auf die Bedeutung der Inszenierung im Zusammenhang mit der Gestaltung ihrer Werke. Ihre großformatigen, farbstarken, dem Realismus zuzuordnenden Bilder mit meist in überlebensgroßen Menschendarstellungen erzählen Geschichten. Dabei wirken in ihren Bildern bis zu einem gewissen Grad ihre Tätigkeit als Bühnenbildnerin und die damit verbundene Verbindung zum Schauspiel nach.

Die Geschichten werden im Atelier, oft vor einem entsprechenden Hintergrund, als Szenen mit Schauspielern arrangiert, die wieder ihren Beitrag zu diesen “lebenden Bildern” einbringen. Diese Szenen werden dann fotografiert und dienen als Grundlage für das gemalte Bild. Dabei ist wichtig, dass es sich nicht um eine fotorealistische Umsetzung handelt, und die Szenen nicht naturalistisch abgemalt werden, sondern durch die Künstlerin im Schaffensprozess bei der Entstehung des Bildes Veränderungen vorgenommen werden. Es geht ihr nicht um Abbildung, sondern um ein Verständnis der Wirklichkeit.

“Ich will nicht, dass zu Beginn meiner Arbeit an einem Bild schon alles feststeht, es muss anfangs etwas Ungelöste mitschwingen, das ich herausfinden kann. Das ist das Spannende, Das Bild nimmt oft eine überraschende Wendung, auf die ich mich dann einlassen muss.” (Xenia Hausner)

Xenia Hausner, Blind Date, 2009. Öl auf Papier auf Dibond
Ernst Ploil © Studio Xenia Hausner | Bildrecht, Wien, 2021, Foto Stefan Liewehr

Im Zentrum ihrer Malerei steht der Mensch, selten hat die Stillleben gemalt. Im Gegensatz zur bisherigen, vom männlichen Blick auf die Frau geprägten Kunstgeschichte, werden die Themen und Geschichten in den Bildern von Xenia Hausner vorrangig durch Frauen verkörpert. Für sie seht die Frau stellvertretend für den Menschen. Das Motiv der Frau zieht sich durch ihr gesamtes Werk. Alle menschlichen Themen werden anhand der Frau geschildert, die sie in allen Rollen, meist als stark und entschlossen und dem Betrachter und die Betrachterin gerade entgegenblickend, zeigt.

“Mein Kosmos ist weiblich. Frauen sind der Dreh- und Angelpunkt meiner Arbeit, in den Bildern agieren sie stellvertretend für alle Genderzugehörigkeiten. Ich arbeite alle Menschheitsthemen in weiblicher Besetzung ab.” (Xenia Hausner)

Besonderen Ausdruck findet dies in dem Bild “Das weibliche Maß”, in dem es ihr um eine Umkehr der Machtverhältnisse, eine “Vermessung der Welt aus weiblicher Sicht” (Xenia Hausner) geht.

Xenia Hausner | Das weibliche Maß, 2003 | Sammlung Würth © Studio Xenia Hausner | Bildrecht, Wien, 2021, Foto Stefan Liewehr

In ihren Bildern vermittelt sie, ausgehend von Alltagsmotiven, allgemeingültige Aussagen zu bestimmten Themen und Lebensfragen, wie beispielsweise anhand der Themen Beziehungen, Dialog und Spannungen zwischen der asiatischen und der westlichen Kultur oder Flüchtlingskrise 2015. Am Beispiel der Bilder “Exiles”, die durch die Flüchtlingskrise angeregt wurden, lässt sich das gut nachvollziehen. Sie hat dabei die aktuelle Situation der Flüchtlingsbewegung zum Anlass genommen, um Fragen wie Zugehörigkeit, Zukunftsperspektiven, Wurzellosigkeit und Verteilungskampf in ihren Werken zu thematisieren.

Ich bin nicht tagesaktuell, aber seismografisch, und reflektiere meine Zeit.” (Xenia Hausner)

Xenia Hausner, Exiles 1, 2017. Öl auf Papier auf Dibond
Courtesy of Xenia Hausner © Studio Xenia Hausner | Bildrecht, Wien, 2021, Foto Stefan Liewehr

Die Titel ihrer Bilder beschreiben den Bildinhalt zwar nicht, haben aber aber einen “hintersinnigen” Bezug dazu und sollen Anregung für die eigene Auseinandersetzung, vor dem Hintergrund der eigenen Lebensgeschichte, sein. Dabei gibt es laut Aussage der Künstlerin keine Fehlinterpretation.

“Ich gebe keine Gebrauchsanweisungen oder Leseanleitungen. Im Gegenteil. Eindeutige Lesarten sind Langweilig. Das leben ist ein Fragezeichen. Kunst muss geheimnisvoll, unangepasst und irrational sein.” (Xenia Hausner)

Xenia Hausner, Ken Park, 2016. Acryl und Öl auf Dibond
Courtesy of Xenia Hausner © Studio Xenia Hausner | Bildrecht, Wien, 2021, Foto Stefan Liewehr

“Letztlich ist alles, woran ich arbeite, ambivalent und fragmentarisch. Ich möchte gar nicht alles ans Licht holen und verstehen. Die Dinge im halbdunkel zu belassen ist völlig ausreichend. Meine Bilder haben keine eindeutige Botschaft, das Leben ist ja nicht schwarz und weiß.” (Xenia Hausner)

Die Ausstellung ist noch bis 8. August 2021 in der Albertina zu sehen!

Adresse: Albertina Wien, Albertinaplatz 1, 1010 Wien https://www.albertina.at/

Öffnungszeiten: täglich 10:00-18:00 Uhr

Links:

Bilder aus der Ausstellung (1:34 Minuten): https://www.youtube.com/watch?v=1pW3AVk_QLo

virtuelle Ausstellungseröffnung (18:30 Minuten; ab Minute 10:20 virtueller Rundgang durch die Ausstellung mit der Kuratorin Elsy Lahner): https://www.youtube.com/watch?v=FV-SL7fs7zU

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