Beethovenfries II

Beethovenfries II

Reaktionen

Als der von Gustav Klimt für die XIV. Ausstellung der Secession gestaltete Beethovenfries im Jahr 1902 zum ersten Mal öffentlich gezeigt wurde, waren die Reaktionen der ZeitgenossInnen keineswegs nur positiv. Das Werk hat damals nicht nur Bewunderung hervorgerufen, sondern auch massive Ablehnung.

Marian Bisanz-Prakken, Expertin für das zeichnerische Oeuvre von Gustav Klimt, das sie seit Mitte der 1970er Jahre an der Albertina Wien erforscht, hat in ihrem Buch “Gustav Klimt. Der Beethovenfries. Geschichte, Funktion und Bedeutung”, Residenz Verlag, Salzburg 1977, ein Kapitel über den Beethovenfries in Kritiken und Urteilen von Zeitgenossen aufgenommen. Besonders bemerkenswert sind die Schilderungen von Felix Salten und Bertha Zuckerkandl, die ich in diesem Buch gefunden habe:

Felix Salten schildert eine Begebenheit zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung. Klimt stand in seinem blauen Kittel auf dem Gerüst und war noch mit der Fertigstellung seiner Arbeit beschäftigt, als die ersten Gäste bereits durch die Ausstellung geführt wurden. Einer der aristokratischen Mäzene und Sammler rief beim Anblick der Fresken „scheußlich“ und rannte hinaus. „Alle fuhren zusammen und blickten dem Enteilenden mit ratlosen, erschrockenen und zornigen Gesichtern nach. Auch Klimt hatte diesen Aufschrei vernommen. Er dreht sich um, trat bis an den Rand des Gerüstes vor, und schaute von oben herab, sehr von oben herab, dem flüchtenden Grafen nach. Und er machte ein Gesicht dabei, so ein nettes, gutmütiges Gesicht, wie man verdutzt und belustigt, und gleich auch verzeihend dreinschaut, wenn ein Kind sich mitten im Zimmer allzumenschlich betragen hat.“ (Bisanz-Prakken, S. 175)

Bertha Zuckerkandl, beschreibt in ihren Erinnerungen „Österreich intim. Erinnerungen 1892-1942“ im Kapitel Auguste Rodin in Wien, wie dieser wohl zu seiner Zeit bedeutendste französischen Bildhauer in der Beethovenausstellung bei der Betrachtung der Klimt-Fresken vor Ergriffenheit schweigt. „Er nimmt Klimts Hände in die seinen: ‚Was sind Sie für ein Künstler! Sie verstehen Ihr Handwerk!‘“ (Bisanz-Prakken S. 178)

Wiener Secession, Beethovenfries. Foto: Elisabeth Kolbry



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