Daniel Spoerri

Daniel Spoerri

Eine Retrospektive

Die Ausstellung im Kunstforum in Wien zeigt anhand seines vielfältigen und wegweisenden Werks über 60 Jahre des Schaffens des Universalkünstlers Daniel Spoerri.

Daniel Spoerri © Rita Newman

Als Daniel Feinstein 1930 in Rumänien geboren und aufgewachsen, musste er nach der Ermordung seines Vaters durch die Faschisten mit seiner Mutter, einer geborenen Schweizerin, und den Geschwistern 1942 in die Schweiz flüchten. Er wurde von seinem Onkel adoptiert, erhielt dadurch den Namen Spoerri und verbrachte seine weitere Schulzeit und Jugend in Zürich.

Danach hat er im Laufe seines Lebens eine Vielzahl von Tätigkeiten und Berufen ausgeübt, war professionell ausgebildeter klassischer Balletttänzer, Dichter, Herausgeber einer Zeitschrift für konkrete Poesie, Regieassistent, Gastronom, Aktionist, Objektkünstler, Professor an den Kölner Werkschulen und an der Akademie der bildenden Künste München, Museumsgründer und Errichter des Skulpturengartens Il Giardino in Seggiano.

Er war gemeinsam mit Yves Klein, Jean Tinguely, Niki de Sainte-Phalle und anderen KünstlerInnen im Jahr 1960 Mitbegründer der Künstlergruppe Nouveau Réalisme, begründete die Kunstrichtung der Eat-Art und ist Erfinder des Fallenbildes.

Das Auffinden von Objekten, vielfach auf Flohmärkten gesammelt, deren Bearbeitung, ihre inhaltliche Veränderung durch die Verankerung in neuen Zusammenhängen zu sogenannten Assemblagen sind ein wichtiger Teil seiner künstlerischen Arbeit.

Ausstellung im Bank Austria Kunstforum Wien, Eggcyklopedia 1962/1985/1998. © leisure_Christian Jobst

In einem Interview hat er 2016 gesagt: “Meine Heimatlosigkeit ist mein Kapital. Daraus schöpfe ich, das ist mein Antrieb”. Zentral ist für ihn auch, der Frage nach dem Wozu nachzugehen.

Die Ausstellung zeigt anhand von 100 Schlüsselwerken des Künstlers in loser chronologischer Anordnung anhand thematischer Schwerpunkte die kontinuierliche Entwicklung und Erweiterung seines Werkes bis heute.

Ausgehend von seinem Frühwerk, mit einem Schwerpunkt auf der durch Daniel Spoerri herausgegebenen edition MAT, der ersten Editon von vervielfältigten dreidimensionalen Werken verschiedener Künstler, und Werken die sich mit Bewegung befassen sowie Fotocollagen, führt die Ausstellung zur Entwicklung der sog. Fallenbilder.

Fallenbilder sind Momentaufnahmen von bestimmten Situationen, die Realität wird durch sie wie in einer Falle gefangen, wobei ein bestimmter Zeitpunkt festgehalten wurde. Urspünglich entstand das Fallenbild aus einer gegebenen Situation, die von ihm bearbeitet wurde, d.h. die Dinge wurden fixiert aber nicht verändert. Konkret wurden ab 1960 nach Mahlzeiten, die entweder im Rahmen von Kunstaktionen in Galerien stattfanden oder später in seinem Restaurant in Düsseldorf, das Geschirr, Besteck, Dekor, Servietten etc., wie sie von den Menschen zurückgelassen wurden, auf der Tischplatte fixiert und als Bilder Senkrecht an die Wand gehängt. Später entstanden in einer Weiterentwicklung der Idee die sog. “Falschen Fallenbilder”, die er selbst gestaltet.

Daniel Spoerri Restaurant de la City Galerie, 1965 Assemblage auf Holz,Bischofberger Collection, Männedorf-Zurich, Switzerland © Daniel Spoerri und Bildrecht Wien, 2021

Ein eigener Raum ist seiner Schaffensphase 1966/1967 gewidmet, in der er auf der griechischen Insel Symi lebte und mit den “Zimtzauberkonserven” seine Kunst weiterentwickelte.

In weiteren Räumen sind Werke zu sehen, die das Sammeln als künstlerische Methode, in der gesammelte Alltagsgegenstände zu Kunstwerken zusammengefügt werden.

Daniel Spoerri Palette pour Grégoire Müller, 1992 Assemblage (Farbtuben, leere Terpentinflaschen, Pinsel, Putzlappen auf Holz) 92 x 214 x 20 cm ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe © Daniel Spoerri und Bildrecht, Wien 2021 Foto: © Tilman Daiber

Weiteres wird die Recherche als Grundlage für künstlerischen Schaffen vorgestellt, da das Wissen über Dinge die Voraussetzung dafür ist, durch gezielte Eingriffe deren Bedeutung künstlerisch verändern zu können.

Daniel Spoerri Se laisser manger la laine sur le dos, 1965 Assemblage, Bischofberger Collection, Männedorf-Zurich, Switzerland © Daniel Spoerri und Bildrecht Wien, 2021

Den Abschluss bildet ein Raum, der dem von Daniel Spoerri geschaffenen Skulpturengarten in Seggiano in der Toskana gewidmet ist. Über die Jahre hat er dort auf einen 16 ha großen Areal einen Garten mit mittlerweile 113 Kunstwerken von 55 KünstlerInnen geschaffen.

Daniel Spoerri Chambre No 13, 1998 Bronze, Fondazione Il Giardino di Daniel Spoerri © Daniel Spoerri und Bildrecht, Wien 2021 Foto: © Susanne Neumann

Seit 2007 lebt und arbeitet er in Wien, gelegentlich auch in Hadersdorf am Kamp und in Seggiano. Seine Werke sind heute in den wichtigsten Museen der Welt vertreten.

Daniel Spoerri hat nach der Besichtigung der Ausstellung gesagt, ihm habe sie gefallen und er hoffe, dass sie auch den BesucherInnen gefallen wird.

Katalog: Zur Ausstellung ist ein umfangreiches, zweisprachiges (deutsch/englisch) Buch mit zahlreichen Abbildungen der gezeigten Werke erschienen: Ingrid Brugger, Veronika Rudorfer (Hg), Daniel Spoerri. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2021

Buch zur Ausstellung

Die Ausstellung ist bis 27. Juni 2021 zu sehen!

Adresse: Bank Austria Kunstforum Wien, Freyung 8, 1010 Wien http://www.kunstforumwien.at

Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 19:00 Uhr

Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch auf der Homepage des Kunstforums über ev. Änderungen aufgrund der Corona-Pandemie!

Ausstellungsfolder

Kunstvermittlung: Für alle, die sich mit den in der Ausstellung gezeigten Werken näher beschäftigen wollen, gibt es ein umfangreiches Online-Angebot, wie beispielsweise die virtuellen Kunstsalons (Teilnahme kostenlos) und Live-Führungen, die 45 Minuten dauern und € 4,90 kosten (siehe Homepage des Kunstforums, Events und Kunstvermittlung/Termine)

Videopodcast: Ein von der Kuratorin Veronika Rudorfer anlässlich der Ausstellung mit Daniel Spoerri geführtes Gespräch ist auf YouTube veröffentlicht worden: https://www.youtube.com/watch?v=uJEwjtdyS04

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