Frauen?Arbeit

Frauen?Arbeit

Kinder, Küche, (Heim)Arbeit

In diesem Beitrag werden gesellschaftspolitische Auswirkungen der derzeitigen Krisensituation auf die berufliche Situation von Frauen thematisiert. Es geht hier nicht um höchstpersönliche Entscheidungen, die von Frauen (hoffentlich) selbstbestimmt getroffen werden.

Bereits vor der Krise waren viele Frauen mit Haus-, Sorge- und Berufsarbeit mehrfach belastet. Aufgrund der vorgegebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie beispielsweise fehlender Kindergärten oder Horte war die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schon bisher oft nur durch Teilzeitarbeit, eine ausgeklügelte Organisation und die Mithilfe von Familienmitgliedern, meist den Großeltern, möglich.

Im Jahr 2019 arbeiteten lt. Statistik Austria 47,7 der Frauen Teilzeitarbeit (Männer: 10,7%), wobei die sich meisten aufgrund der fehlenden Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Vollzeittätigkeit und Familie bzw. Kinderziehung dafür entscheiden, vor allem wenn sie Kinder im Alter von bis zu 15 Jahren haben.

In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass in Österreich rund 80 % der pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause betreut werden, und zwar überwiegend von Frauen und dies bei weitem nicht immer mit Hilfe von zumeist ausländischen Pflegekräften.

Der Gender Pay Gap liegt in Österreich mit 19,6 % nach wie vor über dem EU-Durchschnitt von 15,7 %. Zur Ermittlung des Gender Pay Gap werden die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern herangezogen, sodass Voll- und Teilzeitbeschäftigte unabhängig von der jeweiligen Arbeitszeit miteineinander verglichen werden können. Die wichtigsten Faktoren zur Erklärung für diesen großen Unterschiede der Einkommen sind lt. Statistik Austria Branche und Beruf, “da Frauen nach wie vor öfter in schlechter bezahlten Dienstleistungsberufen und in Branchen mit geringeren Verdienstmöglichkeiten arbeiten”. Das bedeutet nicht nur geringere Einkommen während des Erwerbslebens, sondern auch eine geringere Pension.

Und dann kam die Krise, die die Regierenden dazu nutzten, in vielen Bereichen die Verantwortung auf die Frauen abzuladen. So sie überhaupt noch Arbeit hatten wurden sie ins Home-Office geschickt, damit sie dort Haus- und Familienarbeit, Lehr- und Aufsichtstätigkeiten im Home-Schooling ihrer Kinder mit ihrer Tätigkeit “vereinbaren” konnten und die Probleme, die die wochenlange Isolation mit sich brachte, “nebenbei” bewältigen konnten. Und das ist noch der beste Fall, in schlimmeren Fällen waren sie auch noch häuslicher Gewalt ausgesetzt, wie die steigenden Anrufe bei den Frauennotrufen gezeigt haben.

Keinem den Regierenden hat es auch nur irgendwie gekümmert, wie sie das bewältigen. Vor allem dann, wenn für das Home-Office und die Schulaufgaben der Kinder nur ein Laptop zur Verfügung stand. Keiner der Regierenden hat auch nur einen Gedanken darauf verschwendet, welche zusätzlichen Belastungen Home-Schooling mit allen Fragen der Organisation, der Kontrolle und inhaltlichen Betreuung mit sich bringt. Und keiner der Regierenden wird je danach fragen, wann die Frauen denn ihre Arbeit und die Vorbereitungen für den nächsten Tag gemacht haben. Trotzdem die Antwort: meist in der Nacht.

Während die Regierenden zwar die steigenden Arbeitslosenzahlen im Blick haben, sind sie auf jenem Auge blind, mit dem sie Einkommenssituation der Frauen sehen sollten, die durch die Krise ihre Einkünfte ganz oder weitgehend verloren haben, aber nicht in der Statistik aufscheinen. Jene, die in Branchen arbeiten, in denen sie als sog. Ein-Personen-Unternehmerinnen ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben oder als Erwachsenenbildnerinnen keine Kurse mehr halten dürfen.

Während die Regierenden den im “systemrelevanten” Gesundheits- und Krankenpflegesektor Tätigen, 85 % davon sind Frauen, ihren Dank und ihre Hochachtung aussprechen, vergessen sie darauf, eine auf Dauer angemessene höhere Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sicherzustellen.

Diese frauenverachtende Politik schlägt sich bereits in konkreten Zahlen nieder: lt. einer von der Universität (Corona-Panel) durchgeführten repräsentativen Umfrage ist die Lebenszufriedenheit der Frauen seit 2018 stark gesunken (von 8 auf nur mehr 6,2-6,4 von 10 Punkten).

Die Corona-Krise macht nicht nur deutlich, dass die institutionellen Rahmenbedingen für eine gute, machbare Vereinbarkeit von Beruf und Familie fehlen, sie trägt auch zu einer von den Regierenden durch gesetzte oder unterlassene Maßnahmen in Kauf genommenen massiven Retraditionalisierung der Arbeitsteilung bei. Die aufgrund der Maßnahmen der Regierenden zu erwartenden Folgen für die Wirtschaft werden auch zu geringer werdenden Möglichkeiten einer eigenständigen ökonomischen Absicherung und einem dadurch bedingten Verlust an Selbstbestimmung der Frauen führen.

Die Folgen der Krise zu einem beträchtlichen Teil auf den Schultern der Frauen abzuladen, ist und bleibt indiskutabel! Es wäre dringend Zeit für Veränderungen – aber auch um die werden wir Frauen uns selbst kümmern müssen.

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