Umweltschutz und Ernährung

Umweltschutz und Ernährung

Kleine Schritte – große Wirkungen

Im Anschluss an den Beitrag zu Umweltschutz und Klimawandel werde ich an dieser Stelle auf Nahrungsmittel, ihre Produktion und die Auswirkungen unserer Nahrung auf Umwelt und Klima eingehen.

Was bedeutet eigentlich ein nachhaltiges Ernährungssystem? Im engeren Sinne versteht man unter einem Ernährungssystem die landwirtschaftliche Erzeugung von Lebensmitteln, deren Verarbeitung, Verpackung, Transport und Verteilung, Handel und der Konsum.  Bei nachhaltigen Ernährungssystemen geht es ist nicht nur um die Frage biologische und konventionelle Landwirtschaft, sondern um ein viel weiter reichendes Konzept, das die ökologischen Auswirkungen, die Einhaltung der Menschenrechte und die Arbeitsbedingungen der Bäuer:innen, der Arbeiter:innen auf Plantagen und in der Lebensmittelindustrie, die Wertschöpfungsketten und Lieferketten miteinschließt, genauso wie die Einhaltung von Umweltschutzbestimmunen, die Verringerung von Entwaldung, den Schutz der Artenvielfalt, den Kampf für soziale Gerechtigkeit und gegen Hunger und Lebensmittelverschwendung.

Nach Informationen der Welthungerhilfe hungern mehr als 800 Millionen Menschen weltweit, bei 149 Millionen Kinder unter fünf Jahren zeigen sich aufgrund von Unterernährung Wachstumsverzögerungen. Im Gegensatz dazu stehen Zahlen aus den Industriestaaten über die Lebensmittelverschwendung: Demnach werden in den Ländern der Europäischen Union pro Person durchschnittlich etwa 180 kg Lebensmittel weggeworfen, davon 39 % bereits bei der Herstellung, 14 % in der Gastronomie, 5 % bei Einzelhändlern und 42 % von privaten Haushalten.

Ein wichtiger Aspekt, der vor allem in Privathaushalten zum Tragen kommt, ist dabei die Kenntnis des Unterschiedes zwischen Ablaufdatum und Mindesthaltbarkeitsdatum. Bei verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch oder Rohmilch sind die Packungen mit einem Ablaufdatum, z.B. mit dem Vermerk zu verbrauchen bis… oder einer ähnlichen Formulierung, gekennzeichnet. Dies hat den Grund, dass diese Lebensmittel nach diesem Ablaufdatum gesundheitsgefährdend sein können und daher entsorgt werden müssen. Davon ist das Mindesthaltbarkeitsdatum zu unterscheiden. Dieses ist eine Garantie des Herstellers, dass das Produkt bis zu dem auf der Verpackung angegebenen Zeitpunkt seine Produkteigenschaften behält. Dies ist nicht gleichbedeutend damit, dass das Produkt nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sofort ungenießbar sein muss. Trotzdem wird das Mindesthaltbarkeitsdatum oft mit dem Verfallsdatum gleichgesetzt und die Lebensmittel weggeworfen.  

Auch die Verpackung ist ein Thema: für die Verpackung von Lebensmitteln werden pro Jahr in Europa fast 20 Millionen Tonnen Plastik verbraucht.

Wie weit die Produktion von Lebensmitteln unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt hat, wurde von Michael Clark im Klima-Buch von Greta Thunberg dargelegt. Dabei unterscheidet er im Hinblick auf die Umweltbelastungen drei Gruppen von Lebensmitteln. Demnach verursachen pflanzliche Lebensmittel die geringsten Umweltbelastungen, bei Milchprodukten, Eiern, Geflügel, Schweinefleisch und den meisten Fischarten steigt die Umweltbelastung auf das 5 bis 20-fache und bei Fleisch von Rinden, Ziegen, Schafen sowie einigen Fischarten sogar auf das 20 bis 100-fache gegenüber pflanzlichen Lebensmitteln. Zudem unterscheiden sich die Umweltbelastungen auch nach der Art der mehr oder weniger umweltbewussten Produktion.

Die durch die Nahrungsmittelproduktion verursachten Treibhausgasemissionen werden zu rund 80 % durch den Konsum von tierischen Produkten, Fleisch von Schweinen, Rindern und Geflügel, aber auch Eiern und Milchprodukten, verursacht. Wie aus der Studie von Greenpeace „Klimaschutz & Ernährung“ hervorgeht, verursachen Tierhaltung und hoher Fleischkonsum 14,5 bis 18 % der globalen Treibhausgase. In Österreich werden rund 60 % der Ackerflächen dazu verwendet, Futtermittel anzubauen, dazu kommen noch 20 % an Weideland, d.h. rund 80 % der landwirtschaftlichen Flächen in Österreich dienen der Ernährung von Nutztieren. Zudem werden noch rund 500.000 Tonnen Soja-Futtermittel importiert. Wobei zu bedenken ist, dass die Futtermittelt überwiegend aus Übersee kommen, wo die Gewinnung von Flächen für den Anbau zur Zerstörung von Ökosystemen (Regenwäldern) führt.

Dazu kommt vielerorts eine Massentierhaltung mit schlechten Haltungsbedingungen, die einen massiven Einsatz von Antibiotika notwendig macht. Im Jahr 2022 hat Greenpeace handelsübliches Fleisch aus österreichischen Supermärkten auf Krankheitserreger, die gegen Antibiotika resistent sind, untersucht und kam zu dem alarmierenden Ergebnis, dass mehr als jedes dritte Stück Fleisch mit diesen bedrohlichen Bakterien belastet war, die auch für uns Menschen gefährlich sind.

Gleichzeitig ist der Wasserbrauch für die Produktion von Fleisch hoch. Im globalen Durchschnitt werden für 1 kg Rindfleisch 15.415 Liter, 1 kg Schweinefleisch 5.988 Liter und in 1 kg Geflügelfleisch 4.325 Liter Wasser benötigt.

Nahrungssysteme und Nahrung sind wesentliche Faktoren des Klimawandels. Entscheidungen über die Nahrung, die wir zu uns nehmen wollen, haben daher über die Zubereitung von Mahlzeiten hinaus auch Auswirkungen auf Umwelt und Klima. All jene, die genügend Lebensmittel zur Verfügung haben und über die Nahrung, die sie letztlich zu sich nehmen wollen, entscheiden, können daher als Konsument:innen im Sinne eines Beitrags der kleinen Schritte in die richtige Richtung letztlich gemeinsam mit vielen anderen große Wirkungen erzielen.

Zum Weiterlesen:

Das Klimabuch von Greta Thunberg. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022.

Preparatory study on food waste across EU 27:  https://ec.europa.eu/environment/eussd/pdf/bio_foodwaste_report.pdf

Greenpeace Österreich: https://greenpeace.at/themen/

Südwind: https://www.suedwind.at/

Arbeiterkammer: https://www.ak-umwelt.at/

Welthungerhilfe: https://www.welthungerhilfe.de/?wc=DGGOFM1000&gclid=EAIaIQobChMI-dPztOTJ_AIViu_tCh1j7A0rEAAYASAAEgJwRvD_BwE

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